„Wuppertal ist doch ganz schön grün“ …
hörte ich einen Wuppertaler Schüler in der Buslinie 619 in Richtung Nützenberg sagen. Recht hat er! Ein Blick vom nahe gelegenen Weyerbuschturm über die Stadtlandschaft könnte ihn bestärken. Aber diese Aussicht ist leider schon länger versperrt. Der Grund dafür liegt im Turm. Ein Eisenträger, der das Turmzimmer und den seitlichen Treppenaufgang zur Aussichtsplattform auffängt, ist korrodiert. Das Treppenpodest hat sich um 20 mm abgesenkt. Der Eisenträger muss ausgetauscht werden, was aber nur mit aufwendigen und damit kostenintensiven Maßnahmen zu bewerkstelligen ist.
Die Kasse der Stadt Wuppertal ist leer und das Personal reduziert, so dass nur noch absolut notwendige Sicherungsmaßnahmen ausgeführt werden. Bürgerliches Engagement wird daher immer wichtiger.
Die Aufgabe, den Weyerbuschturm vor einem hundertjährigen Dornröschenschlaf zu bewahren, wollen nunmehr der Förderverein Historische Parkanlagen e. V. sowie engagierte Bürger aus dem Wohnumfeld angehen. Dazu haben das Gebäudemanagement und der Förderverein zusammen einen Pachtvertrag ausgearbeitet, der Handlungsfähigkeit auf Bürgerseite und Rechtssicherheit auf städtischer Seite gewährleistet. Das gemeinsame Ziel ist es, den Turm Schritt-für-Schritt nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Denn, was ist ein Aussichtsturm wert, der den imposanten Grund seines Daseins nicht erfüllen kann, nämlich Weitsicht zu schenken? Davon können wir in Wuppertal eher mehr denn weniger gebrauchen. Ein steinernes Denkmal nur für den Knopffabrikanten Weyerbusch, der 1897 dem Wunsch des Stadtrats folgend den Aussichtsturm auf der Kaiserhöhe baute, brauchen wir so gewiss nicht.
Die Frage, welchen Nutzen haben wir, wenn wir viel Geld, Zeit und Energie in einen Steinhaufen investieren, dessen Aussicht auch mit einer Webcam eingefangen werden kann?
Nun, es sind die historischen Schätze und die Natur, die unsere Stadt unverwechselbar machen: Aussichtstürme mit Ausblick auf eine Stadt umgeben von grünen Bergen, Parkanlagen von namhaften Gartenarchitekten wie Siesmayer, Weyhe oder Lenné und eines der größten gründerzeitlichen Villenviertel Deutschlands.
Die Wuppertaler Türme sind ein Gestaltungselement im Gesamtkunstwerk Stadt oder anders formuliert: Sie erlauben den Blick auf ein Landschaftsgemälde, das auch ohne Rahmen gefällt.
Haben Sie schon mal so auf Ihre Stadt geschaut?
Quelle: DIESE GRÜNEN, Seite 5, Nr. 92, MAI 2013